Chrysler LeBaron 2,5 ltr. Bauj. 1989

Wie kommt man zu so einem Wagen?

 

Erstmal muß man Freak sein und den LeBaron mögen. Zweitens muß man die Scene kennen und drittens muß man Glück haben.

Durch die zahlreichen Treffen, die wir mitmachen, haben wir vor 2 Jahren jemanden kennen gelernt, der allerdings nur einmal zu einem LeBaron-Treffen gekommen ist. Grund für sein einmaliges Aufschlagen war die Arbeit.

Wie auch immer, ich habe eben nach diesen 2 Jahren von diesem Baronfreund einen Anruf bekommen. Er wollte seinen Baron verkaufen, möchte aber, das er in gute Hände kommt und nicht hinterher noch auf der Schlachtbank endet.

Wir haben uns direkt am nächsten Tag auf den Weg gemacht. Eine kleine Erinnerung von damals hatte ich noch, aber es war dunkel, als wir uns ihn angeschaut haben.

Nun, der erste Besuch war ernüchternd: Das Verdeck war an mehr als 10 Stellen geflickt (aber dicht), an allen erdenklichen Stellen Aufkleber (aber kein Rost oder ähnliches drunter), das Verdeck und die Dichtungen mit Moos bewachsen und grün, die Felgen rostig angelaufen (aber die waren aus Alu?!).

Der Wagen sprang mit Überbrückung an, ging aber direkt wieder aus. Das Problem lag wohl an der Drosselklappe oder dem Hallgeber. Die vordere Achsfeder hang ca. 3 cm neben dem Federteller, innen alles dreckig (aber ansonsten in Schuß). Der Kofferraum sah am besten aus: sauber und trocken.

Ein Blick unter die Motorhaube: Motor trocken, keine Verbastelungen zu sehen, ansonsten Dreck von 10 Jahren. Der Wagen hatte kein TÜV mehr.

 

 

Die Preisverhandlung

 

Man könnte auch sagen, den Wagen habe ich geschenkt bekommen, einen Preis nenne ich hier nicht. Voraussetzung war allerdings, den Wagen nicht wieder zu veräußern, bevor er nicht einmal auf einem Treffen dabei war und der Verkäufer ein schickes Bild von seinem Baron bekommt.

Der Deal wurde also eingestielt.

 

Die Abholung

 

Am nächsten Samstag Frau, Kinder und nen bekannten Baronfreund ins Auto geladen und ab nach Bergischgladbach. Es war ein schöner sonniger Tag, allerdings zu der Jahreszeit noch etwas frisch. 

Angekommen, das Geschäfliche erledigt, einen Satz Winterreifen auf Felgen noch in den Kofferraum geschmissen und ab zum Standort, wo der Baron schon wartete.

Nochmal ein Versuch zum dauerhaften Laufen des Motors, aber auch diesmal verreckte er wieder. Also wurde das Werkzeug rausgeholt und innerhalb 15 Min. war die Austauschdrosselklappe drin. Nach dem Starten und einregeln des Motor lief er dann tatsächlich auch ruhig. Geschafft!

Jetzt kam die Fahrt, ... mit der danebenhängenden Feder vorne... Mein Fahrer für den Baron gab mir bereits nach 300m die Lichthupe und meldete ein starkes Klopfen an... Ok, wie sollte es sich auch anders anhören. Die Schlaglöcher wurden weniger, die Kurven erledigten sich auf der Autobahn und mit 100 km/h gings dann gen Heimat.

Nach einer Stunde wars geschafft: Der Baron rollte in den Hof und, hey: Da waren ja noch ein paar Freunde!!!!

 

Der LeBaron, übrigens ein Schalter, hat von seinem Vorbesitzer den Namen Artur bekommen. Das war der Name seines Vater, der verstorben war. Von dem Erbe hatte er sich den Baron gekauft und ihm dem Namen als Erinnrung gegeben...

Bei uns heißt er weiter so, als Erinnerung...

 

Die Aufarbeitung

 

Das Federbein vorne wurde durch ein Gebrauchtteil ersetzt. Bei der Durchsicht wurde beide Spurstangenköpfe ausgetauscht. Vorne links war eine ca. 2cm große Durchrostung. Die wurde mit Rostumwandler behandelt und (erstmal) zugespachtelt. Später soll ein Blech eingescheißt werden (Das Schweißgerät dafür ist übrigens schon in der Garage). Diverse Glühlampen wurden ersetzt, weil defekt. Die Kennzeichenhalterung hinten war so stark verrostet, das sie mit Rostumwandler behandelt und neu lackiert wurde. Die Kupplung der nicht funktionierenden Klappenscheinwerfer wurde instand gesetzt. Bremsen waren i.O., lediglich die Bremsflüssigkeit wurde getauscht. Stoßdämpfer hinten wurden ersetzt, Zündkerzen, Zündkabel, Verteilerkappe, Lamdasonde, und Luftfilter wurden ausgetauscht.

Zum Schluß wurde noch ein Austauschverdeck eingebaut. Irgendwann soll der burgunderrote Baron ein strahlend weißes Verdeck bekommen.

Dann gings zur Reinigung. Innen und außen wurde alles sauber gemacht, die Dichtungen entmoost und mit Vaseline eingerieben. Der letzte Krümel wurde als den Ritzen gekratzt und alle Aufkleber entfernt. Dann folgte eine ordentliche Wäsche und der Baron stand da, wie er bestimmt schon lange nicht mehr ausgesehen hat.

Mittlerweile hat er TÜV und AU und wir haben die nächsten 2 Jahre bestimmt Spass damit.

Übrigens, Arthur wird beim US-Car-Treffen in Oberhausen seinen nächsten Auftritt haben. Dann wird ne Fotosession gemacht und der Vorbesitzer wird ein schickes Poster von seinem LeBaron erhalten. Vielleicht bekommt er ja wieder Geschmack und legt sich wieder einen zu?

 

So, liebe Baronis, wer bis hier hin gelesen hat, hat mitbekommen, das man aus einer verwursteten Karre einen richtig schicken Wagen machen kann. Mit etwas Liebe und Fachkenntnis kommt man mit wenig Geld ans Ziel. Die oben aufgeführten Arbeiten inkl. TÜV/AU haben mich schlappe 400 € gekostet, da kann man nicht meckern.

 

In dem Sinne, machts genau so und rettet die letzten Barone, die noch auf der Strasse fahren oder irgendwo in der Ecke rumgammeln.